Unser Leben in genau der Situation in der wir existieren – an diesem Ort und zu dieser Zeit und mit diesen menschlichen Bedingungen – ist vielleicht das machtvollste Übungsfeld für eine spirituelle Praxis. Dort bewusst zu leben Tag für Tag – dort in die Liebe zu erwachen mit den Menschen und anderen Lebewesen um uns – dort die Sinnfülle unseres Daseins zu umarmen – dort aufzuwachen zur Schönheit und zum Wunder des Lebens: das ist ein existenzieller Reifungsweg ohne „Bedingungen“, also bedingungslos, nicht konditioniert, nicht manipuliert.

In der Tradition kamen Menschen, die mit großer Hingabe den Weg im Buddhismus Indiens und Tibets gehen wollten, schon vor Hunderten von Jahren auf folgendes: Eine Möglichkeit ist, sich von dem Getriebe zurückzuziehen und sich allein der Praxis in den Bergen und Urwäldern zu widmen. Eine andere Möglichkeit ist es, sich in Gemeinschaften von Übenden zu versammeln und gemeinsam zu leben und zu meditieren. Und die dritte Möglichkeit zeigte sich als ein Leben in der „Welt“ – also mit Beziehung, Kindern, Beruf, Alltag, Arbeit – und hin und wieder sich in Retreats mit den anderen Praktizierenden zu sammeln und gemeinsam intensiv zu meditieren, ergänzt durch andere powervolle Übungen, sich auszutauschen, sich gegenseitig durch die Gemeinschaft zu unterstützten. Das war der Weg der Siddhas. Dieser gilt als der Weg der intensivsten Verwandlung. Wir heutigen Menschen sind interessanterweise diesen Siddhas von der Lebenssituation recht ähnlich.

Dieses Retreat möchte eine solche unterstützende Erfahrung anbieten – durch Gemeinschaft, durch Meditationspraxis, durch Stille, durch Austausch und durch andere Wege, sich selbst tiefer verstehen und lieben zu lernen. Die Somatische Meditation nach Dr. Reginald A. Ray, in der Linie von Chögyam Trungpa, die beide sich in dieser Tradition der Siddhas sehen, ist die Grundlage unserer Meditation. Entsprechend werden Aspekte unseres gelebten Alltags im Blickpunkt stehen und wir werden Methoden erkunden, die uns helfen bewusst und wach heute da zu sein: Alle Tage unseres Lebens. Die Verwurzelung im Körpersein ist dabei eine große Unterstützung.